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Das Ausstellungsprojekt

Grüne Fürsten am Bodensee

2023 jährt sich der Todestag des französischen Kaiser Napoleons III. zum 150. und der des österreichisch-ungarischen Fürsten Nikolaus II. Esterházy zum 190. Mal.

Anlässlich dessen lancieren das Napoleonmuseum Arenenberg und die Insel Mainau mit weiteren Partnern das Ausstellungsprojekt „Grüne Fürsten am Bodensee“. Im Mittelpunkt stehen zwei herausragende Persönlichkeiten, die mit den von ihnen gebauten Parks und ihren landwirtschaftlichen Forschungen die Gartenbaugeschichte Europas prägten: der schillernde Fürst Nikolaus II. Esterházy auf der Insel Mainau und Kaiser Napoleon III. auf dem Arenenberg bzw. in Paris. Ausstellungen in Museen des Kantons Thurgaus zeigen weitere Aspekte von Landschaftsgestaltung und -nutzung im 19. Jahrhundert.

Die Ausstellungen auf dem Arenenberg und der Insel Mainau widmen sich den Persönlichkeiten der „grünen“ Fürsten und ihrem Gestaltungswillen – sowohl, was die Anlage ihrer Parks angeht als auch ihre damit verbundenen gesellschaftlichen Anliegen: etwa der frühe Gemeinnutz-Aspekt der grünen Oasen als Naherholungsorte für die Öffentlichkeit und die Funktion von Gärten als Orte landwirtschaftlicher Entwicklung. Damit schliesst sich der Kreis in die Gegenwart. Außerdem geht es um den Austausch der Bodensee-Park-Enthusiasten mit ganz Europa. Fürstliche Seilschaften und weltweite Pflanzentausch-Achsen spielen dabei eine Rolle.

Weitere Ausstellungen zum Themenfeld tragen das Naturmuseum Thurgau, das Museum für Archäologie des Kantons Thurgau und das Ittinger Museum bei. Beteiligte Partner sind außerdem unter anderem Kloster und Schloss Salem, das Unternehmerforum Lilienberg in Ermatingen, die Stadt Kreuzlingen, das Netzwerk Bodenseegärten sowie das Parkstift Rosenau in Konstanz.

Hölzerne Scherenschnitte verbinden die Region

Das romantische 19. Jahrhundert gilt als Höhepunkt der Kunst, Scherenschnitte anzufertigen. Aus diesem Grund finden sich an den einzelnen Standorten vielfältige Holzfiguren der wichtigsten Protagonisten, die sich und ihre Geschichte selbst vorstellen. Sie bilden ein grünes Band, das die Region miteinander verbindet. Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln wird bei der Fortbewegung und Routenlegung zwischen den Ausstellungsorten besonderer Wert auf das Fahrrad gelegt. Eine Hommage an das Jubiläum des Bodensee-Radweges im Jahr 2023. Das bietet sich an, denn zwischen einer Reise per Pferd im 19. Jahrhundert und einer Reise per Fahrrad (im Ausstellungskontext als Drahtross bezeichnet) im 21. Jahrhundert bestehen viele Ähnlichkeiten.

Ein zusätzliches Erlebnis entsteht

Die Besucherinnen und Besucher des 21. Jahrhunderts nähern sich den Erfahrungen der Gäste der Grünen Fürsten im 19. Jahrhundert. Heutige Mitmenschen erfahren, wie sich die Reisenden vor 200 Jahren gefühlt haben, wenn sie auf Kavaliers- bzw. Bildungstour gingen. Wie ihre Vorfahren begeben sie sich auf eine Grand Tour durch Europa. Allerdings nicht bis an Mittelmeer, sondern "nur" am sogenannten Schwäbische Meer.

Die Parkleidenschaft Napoleon III. am Bodensee und in Europa

Auf dem Arenenberg stehen die von Louis Napoléon bzw. später von Kaiser Napoleon III. in Paris gebauten Parks im Mittelpunkt der Ausstellung «Die Gärten Kaiser Napoleons III.». Schon dem kleinen Prinzen Louis Napoléon, der später französischere Kaiser werden sollte, war die Leidenschaft für alles Grüne in die Wiege gelegt. Seine Grossmutter Kaiserin Joséphine hatte mit der Anlage ihres Parks rund um Schloss Malmaison nahe Paris mit seinen berühmten Gewächshäusern, Pflanzensammlungen und Züchtungserfolgen europaweit Massstäbe gesetzt und das Gärtnern hoffähig gemacht. Im Bodensee-Exil auf dem Arenenberg liess sich Louis vom gärtnerischen Interesse seiner Mutter Hortense anstecken. Gemeinsam entwickelten sie rund ums Schloss Arenenberg einen Landschaftspark, wie er im beginnenden 19. Jahrhundert in Mode gekommen war. Überliefert ist, dass Louis z.B. selbst eine Brücke plante, die er dann mit eigenen Händen errichtete. Weitere Parks entstanden etwa rund um Schloss Gottlieben, um Brodick Castle (Schottland) und in bzw. um Paris. Die Arbeit im Grünen gehörte zu den Leidenschaften des Kaisers.

Ein schillernder Fürst gestaltet die Insel Mainau: Nikolaus II. Esterházy

Unter dem Jahresmotto «Schlossjuwel und Gartenrausch» lässt die Mainau den «Grünen Fürst» Nikolaus II. Esterházy die Bühne des Parks und der Gärten der Blumeninsel im Bodensee betreten. Es ist bisher wenig bekannt, dass der für seinen schillernden Lebensstil einst europaweit bekannte österreichische Adelige im Jahr 1827 dem badischen Staat die Insel Mainau abkaufte und den zuvor im Stil des Barocks symmetrisch angelegten Park zu einem modernen Englischen Landschaftsgarten mit verschlungenem Wegenetz umgestaltete. Der aktuelle Fund eines Mainau-Plans in den Sammlungen der Esterházy-Privatstiftung in Eisenstadt nahe Wien bezeugt erstmals, dass auch die heutige Parkanlage noch in Teilen auf die Esterházysche Planung zurückgeht. Die Ausstellung im Schloss empfängt Besucherinnen und Besucher quasi als Gäste des Fürsten. Digitale und analoge Installationen geben dabei einen genussvollen Einblick in den höfischen «Lifestyle» der Zeit und lassen sie etwa an einem rauschenden Ball teilnehmen.

Von grünen Seilschaften und europäischen Pflanzentausch-Achsen

Am Bodensee entstand bald ein reger Austausch unter den adeligen Gartenbauern. Sie besuchten sich und präsentierten einander die Fortschritte ihrer Projekte, sie tauschten Erfahrungen und Pflanzen aus. Eine blühende Szene von Literaten, Künstlern, Forschern und gesellschaftlichen Neuerern fühlte sich von dem Lebensgefühl der grünen Fürsten ebenfalls angezogen. Manchen von ihnen begegnen die Besucherinnen und Besucher im Jahr 2023 auf der Insel Mainau und im Arenenberger Schlosspark sowie in Salem, Konstanz und im Thurgau. Repräsentiert werden sie von scherenschnittartigen Holzsilhouetten, die auf unterhaltsame Weise ihre ganz eigene Perspektive beitragen. Sie plaudern Interna aus, unterhalten mit höfischem Klatsch und ergänzen so die Ausstellungen. Unter den ausgewählten Personen finden sich auch Darstellungen der zum Gelingen der Parkprojekte wesentlichen Gartenarchitekten, Hofgärtner sowie der "guten Seelen" um sie herum, ohne deren Mitarbeit die heutige Kulturlandschaft am Bodensee nie entstanden wäre.

Beiträge weiterer Partner

Ausstellungen im Naturmuseum Thurgau, im Museum für Archäologie Thurgau und im Ittinger Museum zeigen weitere Aspekte der Gestaltung und Nutzung von Landschaft im 19. Jahrhundert. Das Ittinger Museum stellt in der Ausstellung «Gärten der Kartause – Zum Nutzen und zur Freude» unter anderem den innovativen Gutsherrn Victor Fehr in den Mittelpunkt. Er kaufte 1867 das säkularisierte Kartäuserkloster Ittingen und wandelte es in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb um. Das Museum für Archäologie wiederum öffnet in der Ausstellung «Napoleon III. & die Archäologie» den Blick auf einen ganz anderen Aspekt von Erdbewegung. Das Naturmuseum Thurgau widmet sich dem Thema «Jagd als fürstliches Vergnügen». Kooperationen mit europäischen Schlössern wie Salem, Malmaison und Eisenstadt, historischen Bodensee-Orten sowie Garteninitiativen runden das Bild ab.

Schirmfrau- und Schirmherrschaft

Gefördert wird das internationale Ausstellungsprojekt vom Interreg-VI-Programm "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein".