Sonderausstellung 2024
«Eugène de Beauharnais - Vom Vizekönig Italiens zum Asylanten»
25. April bis 27. Oktober 2024
Viel ist in der Vergangenheit über Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien, Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt geschrieben worden. Aber wirklich bekannt, ist er bis heute nicht. Und das, obwohl sogar Johann Wolfgang von Goethe, der unbestrittene Dichterfürst deutscher Sprache, nach dem Tod des Herzogs mehr als anerkennend über ihn schrieb. Eugène starb vor 200 Jahren im damaligen Königreich Bayern, dessen König Maximilian ihm grosszügig Asyl gewährte. Aber auch am Bodensee hat der Fürst beeindruckende Spuren hinterlassen. Sein Schloss Eugensberg oberhalb Ermatingen, nur einen Steinwurf vom Schloss Arenenberg seiner Schwester Hortense entfernt, ist nur eines der sichtbaren Zeichen.
Zu Gast bei Prince Eugène
Die Ausstellung des Napoleonmuseums lässt ihre Gäste einen rekonstruierten Salon des Vizekönigs erleben. Eine der Besonderheiten besteht darin, dass die Besucherinnen und Besucher sich auf das ausgestellte Mobiliar setzen dürfen und so selbst Teil der Ausstellung werden. An einem Gartentisch besteht sogar die Möglichkeit, Auge in Auge mit dem Fürsten eine Tasse Kaffee zu trinken. Der Vize-König begrüsst seine Besucherinnen und Besucher persönlich und erzählt ihnen seine spannende Lebensgeschichte aus verschiedenen Perspektiven: als Kind, als Soldat, als Ehemann und Vater, als Vize-König, als Bauherr und Wohltäter und schliesslich als Sterbender. Kostbare Exponate aus den Beständen des Napoleonmuseums und aus einer bisher unzugänglichen Privatsammlung gewähren einen weiteren Blick auf die Persönlichkeit eines Mannes, der zu früh starb. Hätte er länger gelebt, würde Europa, würde die Welt heute vielleicht anders aussehen.
Eugène de Beauharnais: Von der traumhafte Karriere bis zum tiefen Fall
Wer war dieser Mann, dem das Napoleonmuseum seine diesjährige Sonderausstellung mit dem provokanten Untertitel, «Vom Vizekönig zum Asylanten», widmet? Eugène de Beauharnais war der Sohn der späteren französischen Kaiserin Joséphine. Wie seine Schwester Hortense, die Mutter Kaiser Napoleons III., stammte er aus der ersten Ehe seiner Mutter Joséphine mit Alexandre de Beauharnais, einem französischen Offizier und Politiker. Dieser verlor während der Revolution sprichwörtlich seinen Kopf. Nur wenig später angelte sich die schöne Witwe Joséphine den legendären General Napoleon Bonaparte. Damit war die Karriere ihres Sohnes vorgezeichnet. Eugène kämpfte an der Seite Bonapartes in Italien, in Frankreich und Ägypten. Ob seiner Tapferkeit und Begabung kletterte er von einer Beförderung zur nächsten. Nachdem sich Napoleon, bereits Kaiser der Franzosen, auch noch zum König von Italien gekrönt hatte, benötigte er dort einen Stellvertreter. Wen wundert es, dass die Wahl auf seinen Stiefsohn Eugène fiel? Kurz nachdem dieser den Posten erhalten hatte, bekam er durch Napoleon gleich auch noch eine Frau "verpasst". Auguste Amalie von Wittelsbach, die Tochter des bayerischen Königs Max. Auguste war ursprünglich für den badischen Kronprinzen vorgesehen, aber so ein Detail interessiert einen Kaiser natürlich nicht. Gott sei Dank, müsste man heute sagen, denn die Ehe zwischen Eugène und Amalie entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer echten Liebesbeziehung. Das Paar regierte Italien höchst erfolgreich und die beide waren dort sehr beliebt.
Allerdings nur bis Seine Majestät Kaiser Napoleon mit der Grande Armée nach Russland zog und – wie das bei allen europäischen Staaten der Fall war – kaum einer der Söhne Italiens wieder zurückkam. Eugène fiel am Ende die trostlose Rolle zu, den Rückzug der Geschlagenen zu decken. Das tat er zwar hoch erfolgreich, gedankt hat es ihm aber kaum jemand. Seinen Kaiser eingeschlossen. Der Vizekönig kehrte nach Italien zurück und hielt sich dort, bis auch er nach der Abdankung Napoleons vertrieben wurde. König Max, sein bayerischer Schwiegervater bot ihm Asyl an. Eine Grosszügigkeit, die der einstige Vizekönig gerne annahm. Zunächst bestand noch die Hoffnung, auf dem Wiener Kongress einen souveränen Staat übertragen zu bekommen, aber diese zerschlug sich. Immerhin erhielt er die Titel eines Fürsten von Eichstätt und Herzogs von Leuchtenberg. Eugène richtete sich häuslich in Bayern ein. Wohl wissend, dass ihm auch hier eines Tages die Ausweisung drohte. Denn sein Schwager, Kronprinz Ludwig, hasste alles, was mit Frankreich und mit den Franzosen zu tun hatte.
Im Verborgenen bereitete der Fürst für sich und seine Familie ein zweites Asyl vor. Am Bodensee, im Kanton Thurgau, unweit von Konstanz und vor allem ganz in der Nähe seiner geliebten Schwester Hortense. Schloss Eugensberg, oberhalb von Ermatingen. Akribisch, fast rastlos, überwachte er persönlich die Bauarbeiten und trieb die Handwerker an. Hatte er sich übernommen? Waren es die Spätfolgen seiner zahlreichen Verwundungen? Bis heute gibt es keine Sicherheit darüber. Klar ist nur, dass Eugène de Beauharnais zu Beginn des Jahres 1824 mehrere Schlaganfälle erlitt, an deren Folgen er schliesslich starb. Die Welt des beginnenden 19. Jahrhunderts stand für kurze Zeit still und Johann Wolfgang von Goethe seufzte: «Er war einer von den grossen Charakteren, die immer seltener werden, und die Welt ist abermals um einen bedeutenden Menschen ärmer. » Dann drehte sich der Globus weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Eintritt Sonderausstellung
Die Sonderausstellung ist im Museumseintritt von CHF 15.00 pro Person enthalten.
Wichtige Hinweise
- Taschen, Rucksäcke, etc. müssen in Schliessfächern deponiert werden
- Foto- und Filmaufnahmen sind aus konservatorischen Gründen nicht gestattet
- Bezahlung auch in Euro möglich, Preise gemäss Kassenkurs
- Museum nur bedingt rollstuhlgängig (Erdgeschoss; 3 Stufen am Eingang)
- Hunde (an der Leine) sind im Park erlaubt, im Museum nicht